Trauerbegleitung als neues Feld der Sozialen Arbeit?

Die Trauerbegleitung gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Doch inwieweit kann und sollte sie als eigenes Feld der Sozialen Arbeit etabliert werden? Dieser Frage geht die Bachelorarbeit “Bedarf einer professionalisierten Trauerbegleitung als Feld der Sozialen Arbeit” von Caroline Sophie Höber nach.

Hintergründe: Was ist Trauer und Trauerbegleitung?

Trauer ist eine natürliche Reaktion auf Verluste und Veränderungen im Leben. Sie kann beim Tod eines nahestehenden Menschen auftreten, aber auch bei Trennungen, Umzügen oder anderen einschneidenden Ereignissen.

Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der Todesfälle in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen. 2021 gab es über 1 Million Todesfälle. Angenommen jeder Tote hinterlässt drei trauernde Angehörige, sind also jährlich bis zu 4% der deutschen Bevölkerung von Trauer betroffen. “Trauer ist ein elementarer Bestandteil menschlichen Seins und kann somit in der Sozialen Arbeit, der “Beziehungsprofession”, nicht umgangen werden”, so die Autorin.

Trauer äußert sich höchst individuell. Sie kann physische, psychische, soziale und ökonomische Folgen haben. Physische Folgen können beispielsweise durch ein geschwächtes Immunsystem und daraus resultierende Krankheiten entstehen. Psychische Folgen zeigen sich in Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit aber auch Wut und Verzweiflung. Trauerprozesse können Züge einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder Depressionen annehmen.

Soziale Folgen ergeben sich sowohl für das Umfeld der trauernden Person als auch für die Trauernden selbst. Eine Überforderung im Umgang mit der Trauer ist häufig. Aber auch soziale Isolation durch den Verlust wichtiger Bezugspersonen kann eintreten. Ökonomische Folgen können sich durch Arbeitsausfall und damit verringertes Einkommen ergeben. Betroffen sind vor allem Menschen in prekären Verhältnissen.

Trauerbegleitung unterstützt Betroffene, ihren eigenen Trauerweg zu finden und die veränderten Lebensumstände zu bewältigen. “Der Trauernde selbst ist Autor und Gestalter seines eigenen Trauerwegs”, so ein zentraler Grundsatz.

Wie hat sich die Trauerbegleitung in Deutschland entwickelt?

Trauerbegleitung soll Betroffene darin unterstützen, ihren eigenen Trauerweg zu finden. Zentral sind: Annahme und Akzeptanz der trauernden Person; Stärkung und Begleitung auf dem individuellen Trauerweg; Öffnen eines geschützten Raums für die Trauer; Fokus auf den Bedürfnissen der trauernden Person.

Wichtig ist auch, die eigenen Kompetenzen zu kennen. Trauerbegleitung ist kein therapeutisches Angebot. Sie sollte bei Bedarf an weiterführende Hilfen vermitteln.

Um Trauerbegleitung professionell ausüben zu können, sind bestimmte Qualifikationen erforderlich: Grundverständnis für Trauerprozesse; Methodenkompetenz; Sozialkompetenz, psychische Stabilität; Bereitschaft zur Selbstreflexion.

Der BVT legt konkrete Qualitätsstandards für die Ausbildung fest. Diese umfasst 200 Unterrichtseinheiten sowie eine Abschlussarbeit. Nicht alle Anbieter sind beim BVT organisiert, was die Qualitätssicherung erschwert. Eine vollständige Berufsausbildung gibt es nicht. Trauerbegleitung wird häufig ehrenamtlich angeboten.

Bedarf und Finanzierung von Trauerbegleitung

Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 nutzen Menschen, die Partner oder Kinder verloren haben, am häufigsten Angebote der Trauerbegleitung. Auch bei unerwarteten Todesfällen ist die Nachfrage hoch.

Finanziert wird Trauerbegleitung meist privat, von Krankenkassen werden die Kosten nur in Ausnahmefällen übernommen. Dies ist problematisch: Trauerbegleitung kann Prävention und frühzeitige Intervention ermöglichen. Eine Finanzierung wäre sinnvoll. Vor allem Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen können sich keine professionelle Begleitung leisten. Uneinheitliche und teils sehr hohe Preise erschweren die Inanspruchnahme zusätzlich. Für bestimmte Personengruppen sollte das Angebot kostenfrei sein, z.B. nach Suizid eines Angehörigen.

Insgesamt zeigt sich, dass ein Ausbau niedrigschwelliger und auch ländlicher Angebote wünschenswert wäre. Eine stärkere Einbindung der Krankenkassen sollte geprüft werden.

Kriterien für Professionalität in der Sozialen Arbeit

Zu den Kennzeichen professioneller Sozialer Arbeit gehören: Der Erwerb spezifischer Qualifikationen, z.B. durch ein Studium; eine ethische, auf Menschenwürde ausgerichtete Haltung; Reflexionsfähigkeit über das eigene Handeln; angemessener Umgang mit Nähe und Distanz zu Adressat*innen; Durchführung von Emotionsarbeit; gesellschaftliche Anerkennung und Legitimation.

Wichtig ist auch, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Professionelles Handeln zeigt sich nicht allein in der Anwendung von Methoden. Die professionelle Haltung prägt die Arbeit maßgeblich.

Trauerbegleitung als Feld der Sozialen Arbeit – gibt es einen Bedarf?

In der Bachelorarbeit werden einige Gemeinsamkeiten zwischen den Kriterien professioneller Sozialer Arbeit und den Standards für Trauerbegleitung aufgezeigt: Ähnliche Prinzipien bei Akzeptanz und Annahme der Adressat*innen; vergleichbarer Anspruch, einen geschützten Raum zu öffnen; Notwendigkeit von Reflexionsfähigkeit über das eigene Handeln; Parallelen in der Methodik, z.B. bei Einzelgesprächen und Gruppenangeboten.

Insgesamt zeigt sich, dass Trauerbegleitung bereits Merkmale professioneller Sozialer Arbeit aufweist. Allerdings ist der Bereich bisher kaum in der Sozialen Arbeit verankert: Nur 25% der Angebote kommen von Wohlfahrtsverbänden, Krankenhäusern oder Beratungsstellen. Vieles wird von Hospizen und kirchlichen Einrichtungen geleistet. Aber auch dort ist die Soziale Arbeit wenig präsent. Ein Großteil wird ehrenamtlich geleistet, nicht unbedingt von Professionellen.

Dennoch lassen sich Argumente für eine stärkere Einbindung finden: Trauer ist für Adressat*innen der Sozialen Arbeit sehr relevant, sollte also Teil der Ausbildung sein. Durch mehr Trauerkompetenz könnten Sozialarbeitende besser auf dieses Thema eingehen. Ein Ausbau niedrigschwelliger Angebote erscheint sinnvoll, um mehr Menschen zu erreichen. Gerade Menschen mit geringen Ressourcen könnten profitieren.

Insgesamt lässt sich festhalten: Die Professionalisierung der Trauerbegleitung ist im Gange, eine stärkere Einbindung in die Soziale Arbeit könnte durch weitere Forschung und Bedarfsanalysen geprüft werden. Für die genauere Klärung wären weitere Studien hilfreich, z.B. zur Lebenswelt und den Risikofaktoren von Adressat*innen, zu Finanzierung und Kosten von Trauerbegleitung oder zu spezifischen Bedarfen bestimmter Personengruppen. So könnte Trauerbegleitung als wichtiges neues Arbeitsfeld etabliert und mehr Menschen zugänglich gemacht werden. Sie würde von den Kompetenzen und der Infrastruktur der Sozialen Arbeit profitieren.

Literatur:

Höber, Caroline S. (2023): Bedarf einer professionalisierten Trauerbegleitung als Feld der Sozialen Arbeit. Bachelorarbeit. https://repo.bibliothek.uni-halle.de/bitstream/1981185920/103873/1/H%C3%B6berCarolineSophie_Trauerbegleitung.pdf

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