Die ‚Morphologie‘ ist ein Teilbereich mehrerer Wissenschaften, z. B. der Linguistik (Germanistik), der Biologie und der Geologie. In diesem Artikel werden die Eigenschaften und Bedeutung von Morphologie in der Linguistik detailliert betrachtet.
Definition der Morphologie
Die Morphologie hat eine wichtige Bedeutung in der Linguistik inne, da sie sich mit der Struktur von Wörtern und den Regeln, nach denen sie gebildet werden, beschäftigt. Sie analysiert Wörter als Zusammensetzungen aus bedeutungstragenden Einheiten, den sogenannten Morphemen. Dabei unterscheidet sie zwischen verschiedenen Typen von Morphemen und Prozessen, die an der Wortbildung beteiligt sind.
Es können somit zwei Untersuchungsfelder der linguistischen Morphologie unterschieden werden: Die Flexions- und die Wortbildungsmorphologie. Erstere beschäftigt sich mit der Veränderung von Wörtern, um grammatische Kategorien wie Zeit, Fall, Zahl, Person usw. auszudrücken, wohingegen Letztere die Prozesse, durch die neue Wörter entstehen, analysiert.
Was sind Morpheme?
Um die Bedeutung der Morphologie zu verstehen, ist das Verständnis von Morphemen unabdingbar. Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache. Es kann eine eigenständige Bedeutung (z. B. ‚Haus‘) oder eine grammatische Funktion (z. B. die Pluralendung ‚-s‘) tragen. Daher können Morpheme in verschiedene Arten unterteilt werden, die allesamt benötigt werden, um verständliche Sätze zu bilden:
Morphemtyp | Beschreibung | Beispiele |
Freie Morpheme | Können alleine stehen. | Hund, Tisch, schön |
Gebundene Morpheme | Müssen an andere Morpheme gebunden werden. | un- (Negation), -lich (Adjektivbildung), -en (Flexion) |
Lexikalische Morpheme | Tragen eine eigenständige Bedeutung. | Haus, spielen, rot |
Grammatische Morpheme | Drücken grammatische Beziehungen oder Funktionen aus. | -st (2. Person Singular: „du spielst“), -e (Plural bei „Tische“) |
Bedeutung der Morphologie für Wortbildungsprozesse
Die jeweiligen Morpheme können herangezogen werden, um Wörter zu bilden. Solche Wortbildungsprozesse sind für die deutsche Sprache unabdingbar, was die wichtige Bedeutung, die der Morphologie in der Sprachwissenschaft zukommt, verdeutlicht. Je nach Morphemtyp werden sie in den Wortbildungsprozess eingebunden, wobei zwischen folgenden Wortbildungsprozessen unterschieden wird:
- Bei der Derivation (Ableitung) wird ein Wortstamm mit Affixen (Präfixen oder Suffixen) kombiniert, um ein neues Wort zu bilden.
„unfreundlich“:
Stamm: freund
Präfix: un- (Negation)
Suffix: -lich (Adjektivbildung)
- Eine Komposition (Zusammensetzung) liegt vor, wenn zwei oder mehr freie Morpheme zu einem neuen Wort verbunden werden.
Tischlampe: Tisch + Lampe
- Eine Flexion entsteht durch Anhängen von Flexionsmorphemen, um das Wort an die grammatische Funktion anzupassen.
gehen → gegangen (Vergangenheitsform).
- Die Reduplikation ist die Wiederholung eines Wortteils, oft zur Hervorhebung oder zur Bedeutungsänderung. Im Deutschen ist sie oft bei der Bildung von lautmalerischen oder umgangssprachlichen Wörtern zu finden.
Zickzack: Wiederholung und Variation des Lautes zur Beschreibung einer Bewegung.
Krimskrams: Beschreibung von kleinen, oft unwichtigen Dingen.
- Bei der Konversion wechselt ein Wort die Wortart ohne sichtbare Veränderung.
laufen (Verb) → das Laufen (Substantiv).
- Kürzungen werden vollzogen, indem Teile eines Wortes weggelassen werden, um ein kürzeres Wort zu erzeugen.
Automobil → Auto.
Diese Wortbildungsprozesse sind für die deutsche Sprache unabdingbar, was die wichtige Bedeutung, die der Morphologie in der Sprachwissenschaft zukommt, verdeutlicht.
Bedeutung der Morphologie für die verschiedenen Bereichen der Linguistik
Der Morphologie kommt eine zentrale Bedeutung in verschiedenen linguistischen und interdisziplinären Kontexten. In der kognitiven Linguistik hilft sie dabei zu verstehen, wie Menschen Sprache mental verarbeiten und strukturieren. Dabei wird untersucht, wie Wörter im Gehirn repräsentiert und verarbeitet werden, was wichtige Erkenntnisse für die Sprachforschung liefert, z. B. für den Spracherwerb. Die Spracherwerbsforschung zeigt, dass Kinder Morpheme schrittweise erwerben. Sie beginnen meist mit freien Morphemen wie „Haus“ oder „spielen“ und lernen erst später, gebundene Morpheme wie das Pluralmorphem „-s“ anzuwenden. Dies gilt für die deutsche Sprache. Da die Morphologie sich jedoch von Sprache zu Sprache unterscheidet, ist sie auch elementarer Bestandteil des Sprachvergleichs. In seinem Rahmen macht die Morphologie die Unterschiede zwischen Sprachen und Sprachfamilien sichtbar. So werden die strukturellen Besonderheiten einzelner Sprachen untersucht und systematisiert.
Auch in der technischen Welt ist die Morphologie angekommen, da sie in der automatischen Sprachverarbeitung von großer Bedeutung ist. Sie spielt eine essenzielle Rolle in der Computerlinguistik und maschinellen Übersetzung, insbesondere bei der Erkennung und Analyse von Wortstämmen, um den Zusammenhang zwischen Wörtern zu erkennen und eine korrekte Übersetzung zu gewährleisten.