High Frequency Trading (HFT) ist in den letzten Jahren zu einem der bestimmenden Themen an den internationalen Finanzmärkten geworden. Doch die Meinungen zu den Auswirkungen dieser neuen Handelsform gehen weit auseinander. Während Befürworter auf Effizienzsteigerung und Liquiditätsverbesserung verweisen, sehen Kritiker große Risiken für die Marktstabilität. Welche Regulierungsmaßnahmen sind sinnvoll, um Risiken zu begrenzen, ohne die Vorteile von HFT komplett zunichte zu machen?
Was ist High Frequency Trading eigentlich?
Bei HFT handelt es sich um eine spezielle Form des algorithmischen Handels. Dabei werden komplexe Computerprogramme eingesetzt, um Orders vollautomatisch zu generieren, zu platzieren und auszuführen. Im Gegensatz zum normalen algoritmischen Handel zeichnet sich HFT durch extrem hohe Geschwindigkeit und eine enorme Zahl von Orders und Transaktionen aus. Die Haltedauer von Positionen beträgt oft nur Bruchteile von Sekunden. Möglich wird dies durch den Einsatz modernster IT-Infrastruktur, direkte Anbindung an die Handelssysteme der Börsen und Kolokation der Server.
Entstehung und Verbreitung von HFT
Bereits in den 1990er Jahren vollzog sich der Wandel vom Parketthandel zum elektronischen Handel. Mit der zunehmenden Verbreitung des algorithmischen Handels ab der Jahrtausendwende eröffneten sich dann völlig neue Möglichkeiten. Getrieben von fallenden Transaktionskosten und technologischem Fortschritt entstand HFT als Spezialform des algorithmischen Handels. Laut Schätzungen macht HFT mittlerweile über ein Drittel des Handelsvolumens an den wichtigsten Börsen aus.
Argumente der HFT-Befürworter
Aus Sicht der Befürworter bringt HFT einige Vorteile mit sich. Durch die bereitgestellte Liquidität sorgen HFT-Akteure für kleinere Geld-Brief-Spannen und geringere Transaktionskosten. Studien zeigen, dass HFT die Volatilität tendenziell senkt. Zudem trage HFT durch Arbitragestrategien zu einer erhöhten Markteffizienz bei, da Preisanomalien schneller bereinigt werden.
Risiken und Gefahren von HFT
Kritiker sehen in HFT dagegen vor allem Risiken für die Marktstabilität. Sie führen Ereignisse wie den Flash Crash 2010 als Beleg dafür an, dass HFT Destablisierungseffekte haben kann. Zudem würden Praktiken wie Quote Stuffing und Latenzarbitrage zu Intransparenz und Ungleichheit unter den Marktteilnehmern führen. Die enormen Investitionen in die HFT-Infrastruktur werden als volkswirtschaftlich nutzlos angesehen.
Regulierungsoptionen
Angesichts dieser ambivalenten Situation stellt sich die Frage nach sinnvollen Regulierungsmaßnahmen. Diskutiert werden etwa die Einführung von Volatilitätsunterbrechern, die Begrenzung der Auftragszahl oder eine Mindesthaltedauer. Wichtig sei laut Experten, die Vorteile von HFT zu erhalten und gezielt die Risiken einzudämmen. Ein pauschales Verbot von HFT wäre kontraproduktiv. Letztlich komme es auf die richtige Balance zwischen Innovationsfreiraum und Risikominimierung an.
Fazit
HFT ist fester Bestandteil moderner Finanzmärkte mit Vor- und Nachteilen. Eine ausgewogene Regulierung, die Exzesse einschränkt, Marktschäden verhindert, aber Spielräume für Innovation lässt, ist gefragt. Gelingt dies, kann HFT unter Beachtung der Risiken eine positive Rolle spielen. Kritiker und Befürworter sind aufgerufen, sachlich über Chancen und Grenzen dieser Handelsform zu diskutieren.
Literatur:
Hamm, Niklas (2014): Optionen zur Beschränkung von High Frequency Trading. Universität Pforzheim. https://doi.org/10.13140/RG.2.1.5045.8087