Bei der qualitativen Inhaltsanalyse handelt es sich um ein Analyseverfahren, das es ermöglicht, jegliche Art von Kommunikation systematisch auszuwerten. Ursprünglich stammt dieses Verfahren aus der Kommunikationswissenschaft und wird heute in verschiedenen Wissenschaftsbereichen angewandt, insbesondere aber in der qualitativen Sozialforschung.
Philipp Mayring ist in den meisten Fällen der erste Name, der einem in Bezug auf die qualitative Inhaltsanalyse einfällt. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring beinhaltet 5 Schritte, die befolgt werden, um einen Text oder anderes Kommunikationsmaterial systematisch auszuwerten. Diese 5 Schritte lauten:
- Auswahl des Materials: Welches Material bietet sich zur Beantwortung deiner Forschungsfrage an?
- Ziel der Analyse festlegen: Möchtest du z. B. den Text selbst oder dessen Verfasser analysieren?
- Form der Analyse auswählen: Welche der 3 Analyseformen möchtest du wählen?
- Zusammenfassende Inhaltsanalyse (Reduktion auf einen überschaubaren Kontext) = Induktive Kategorienbildung
- Explizierende Inhaltsanalyse (Gegenteil der zusammenfassenden Analyse: Wissenslücken werden geklärt)
- Strukturierende Inhaltsanalyse (Einschätzung des Material + Kodierleitfaden = Deduktive Kategorienbildung
- Interpretation der Ergebnisse: Abhängig von deiner gewählten Form. Es sollte laut Mayring jedoch immer ein Kategoriensystem erstellt werden.
- Sicherstellung der Gütekriterien Werden alle Gütekriterien erfüllt? Abschließend müssen die Ergebnisse überprüft und validiert werden. Dabei ist es hilfreich, die Ergebnisse mit anderen Forschenden zu vergleichen.
Was ist der Unterschied zwischen induktiv und deduktiv?
Die induktive bzw. deduktive Kategorienbildung spielt bei der qualitativen Inhaltsanalyse immer eine Rolle. Was genau sie bedeuten und worin der Unterschied liegt, zeigt folgender Vergleich:
Induktiv | Deduktiv |
Ableitung einer eigenen Theorie | Testen einer bereits vorhandenen Theorie |
Fokus auf Zukunft | Fokus auf Gegenwart oder Vergangenheit |
Wenig Literatur vorhanden | Viel Literatur vorhanden |
Bei der induktiven Argumentation geht es darum, aus einer bestimmten Beobachtung eine generelle Aussage zu treffen. Das bietet sich vor allem dann, wenn es noch nicht besonders viel Forschung und Literatur zu einem bestimmten Thema gibt.
Bei der deduktiven Argumentation handelt es sich um das genaue Gegenteil: Von einer allgemeinen Aussage ausgehend werden bestimmte Aspekte untersucht. Es gibt bereits viel Literatur zu einem Thema bzw. einer Theorie, die nun geprüft wird. Daraus entstehen in der Regel jedoch keine neuen Erkenntnisse.
Die beiden Forschungsmethoden können auch kombiniert werden. Häufig werden induktive Studien von Wissenschaftlern noch einmal deduktiv hinterfragt, um Ihre Erkenntnisse zu bestätigen oder eben zu widerlegen.
Wo liegt der Unterschied zwischen Mayring und Kuckartz?
Zunächst einmal sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass es keine gravierenden Unterschiede im Ablauf der beiden Auswertungsverfahren gibt. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz wurde ziemlich genau 30 Jahre nach Mayring veröffentlicht und baut dementsprechend auch auf dessen Arbeit auf.
Kuckartz ist außerdem Erfinder der QDA-Software MAXQDA, weshalb sich seine Arbeitsschritte eher an der Software orientieren. Es handelt sich bei der Inhaltsanalyse nach Kuckartz also um eine Modernisierung der qualitativen Inhaltsanalyse.
Kuckartz unterscheidet, genau wie Mayring, drei unterschiedliche Analyseformen (Arbeitsschritt 3).
Die Kodierung kann für alle 3 Analyseformen sowohl deduktiv als auch induktiv geschehen. Hier wird der Unterschied deutlich: Während Mayring die einzelnen Kodierungsformen differenziert, lässt Kuckartz diese für die einzelnen Analyseformen offen und orientiert sich mehr an der Fragestellung.
Qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz
Ein weiterer Unterschied bei der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz besteht darin, dass sich diese mehr an der Grounded Theory orientiert. Folgende Begriffe sind bei der Inhaltsanalyse nach Kuckartz relevant:
- Auswahl des Textes und Transkription
- Offenes Kodieren: Textausschnitte, die sich auf bestimmte Themen beziehen, werden markiert und mit einem Code versehen. Diese werden aus den Daten selbst abgeleitet und nicht vorab festgelegt.
- Axiales Kodieren: Dabei werden Codes in Kategorien zusammengefasst. Diese sollten ebenfalls aus den Daten abgeleitet und unter einem gemeinsamen Kernbegriff zusammengefasst werden. Das erleichtert die Gruppierung der Codes.
- Selektives Kodieren: Dabei werden die wichtigsten Kategorien ausgewählt. Darüber hinaus sollten sie in Beziehung zueinander gesetzt werden, um die Bedeutung im Kontext zu verstehen.
- Theoriebildung: In diesem Prozessschritt wird ein theoretisches Modell entwickelt, das die Beziehung zwischen den Kategorien beschreibt. Dabei ist es sinnvoll, diese in Hierarchien anzuordnen, sodass sich die Beziehung noch besser veranschaulichen lässt.
- Reflexion: Abschließend solltest du die Ergebnisse der Analyse reflektieren, um die Zuverlässigkeit deiner Analyse zu prüfen.
Bei der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz handelt es sich um eine iterative Methode. Das bedeutet, die Analyse wird mehrmals durchlaufen, um die Ergebnisse zu verfeinern und zu verbessern.