Die deutsche Sprache kennt vier grammatische Fälle. Sie bestimmen die Funktion eines Nomens oder Pronomens im Satz. Wer Deutsch lernt, muss diese Fälle verstehen, um korrekt zu sprechen und zu schreiben. Doch wie unterscheiden sich Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ? Dieser Artikel erklärt die deutschen Fälle mit Beispielen und zeigt, welche Fälle es in anderen Sprachen gibt.
Nominativ: Der Grundfall
Der Nominativ ist der Grundfall. Er wird für das Subjekt eines Satzes verwendet. Das Subjekt ist das, worüber etwas ausgesagt wird. Ein Beispiel:
Der Hund bellt.
Hier steht „der Hund“ im Nominativ, weil er die handelnde Person oder Sache im Satz ist.
Auch nach den Verben „sein“, „werden“ und „bleiben“ steht oft der Nominativ. Beispiel:
- Er bleibt ein guter Freund.
- Sie ist eine Lehrerin.
Genitiv: Der Besitzfall
Der Genitiv zeigt, wem etwas gehört oder zu wem etwas gehört. Er wird oft mit der Frage „Wessen?“ ermittelt.
Beispiel:
- Das ist das Auto des Mannes. (Wessen Auto? → des Mannes)
Der Genitiv wird zunehmend durch den Dativ ersetzt. Trotzdem bleibt er in formellen Texten oder gehobener Sprache wichtig. Klassische Wendungen wie „wegen des Regens“ oder „trotz der Kälte“ verwenden den Genitiv weiterhin.
Dativ: Der Wem-Fall
Der Dativ gibt an, wem etwas gehört oder für wen etwas bestimmt ist. Die typische Frage lautet: „Wem?“
Beispiele:
- Ich gebe dem Kind ein Buch. (Wem gebe ich ein Buch? → dem Kind)
- Er hilft seiner Freundin. (Wem hilft er? → seiner Freundin)
Typische Verben, die den Dativ verlangen, sind „helfen“, „danken“ oder „gehören“. Auch nach bestimmten Präpositionen wie „mit“, „nach“ oder „bei“ steht der Dativ.
Akkusativ: Der Wen- oder Was-Fall
Der Akkusativ kennzeichnet das direkte Objekt im Satz. Er antwortet auf die Frage: „Wen oder was?“
Beispiele:
- Sie kauft einen Apfel. (Was kauft sie? → einen Apfel)
- Er sieht den Hund. (Wen sieht er? → den Hund)
Viele Verben verlangen den Akkusativ, zum Beispiel „haben“, „sehen“, „kaufen“ oder „lesen“. Auch bestimmte Präpositionen wie „durch“, „für“ oder „gegen“ ziehen den Akkusativ nach sich.
grammatische Fälle in anderen Sprachen, die es im Deutschen nicht gibt
Während das Deutsche mit Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ auskommt, haben andere Sprachen zusätzliche Fälle. Hier sind einige Beispiele für Fälle, die im Deutschen nicht existieren:
Latein:
- Ablativ – Wird für Umstände wie Ort, Mittel oder Ursache genutzt (z. B. cum amico – „mit einem Freund“).
- Vokativ – Ein Anredefall, der besonders bei Eigennamen sichtbar ist (z. B. O magister! – „Oh Lehrer!“).
Russisch:
- Instrumental – Gibt an, mit welchem Mittel oder in wessen Begleitung eine Handlung geschieht (z. B. Я пишу ручкой – „Ich schreibe mit einem Stift“).
- Präpositiv – Wird nur nach bestimmten Präpositionen verwendet und gibt oft den Ort oder das Thema an (z. B. о книге – „über das Buch“).
Finnisch:
Finnisch hat besonders viele Fälle, darunter:
- Inessiv – Zeigt an, dass sich etwas in einem Ort befindet (talossa – „im Haus“).
- Elativ – Drückt Bewegung aus einem Ort heraus aus (talosta – „aus dem Haus“).
- Illativ – Gibt Bewegung in einen Ort an (taloon – „ins Haus“).
- Adessiv – Zeigt eine Position auf einer Oberfläche oder Besitzverhältnisse an (pöydällä – „auf dem Tisch“).
- Ablativ – Gibt an, dass etwas von einer Oberfläche oder einem Punkt wegbewegt wird (pöydältä – „vom Tisch“).
- Allativ – Bezeichnet eine Bewegung hin zu einer Oberfläche (pöydälle – „auf den Tisch“).
- Essiv – Zeigt eine temporäre Rolle oder einen Zustand (opettajana – „als Lehrer“).
- Translativ – Bezeichnet eine Veränderung oder einen Übergang (opettajaksi – „zu einem Lehrer werden“).
Ungarisch:
Ungarisch besitzt ebenfalls viele Fälle, darunter:
- Superessiv – Gibt eine Position auf etwas an (asztalon – „auf dem Tisch“).
- Delativ – Zeigt eine Bewegung von einer Oberfläche weg an (asztalról – „vom Tisch herunter“).
- Sublativ – Drückt eine Bewegung auf eine Oberfläche aus (asztalra – „auf den Tisch“).
- Causal-final – Zeigt Zweck oder Grund an (tanulásért – „wegen des Lernens“).
Diese zusätzlichen Fälle ermöglichen es, Bedeutungen präziser auszudrücken, ohne dass viele Präpositionen benötigt werden.