Der Artikel von Buhalis et al. untersucht, wie die aufkommende Metaverse-Technologie das Tourismusmanagement und Marketing revolutionieren kann. Die Autoren definieren Metaverse als die Konvergenz von physischem und digitalem Universum, die es Nutzern ermöglicht, nahtlos zwischen beiden zu wechseln.
Einfluss des Metaverse auf das Touristenverhalten
Virtuelle Besichtigungen im Metaverse
Das Metaverse bietet Touristen die Möglichkeit, Destinationen und Dienstleistungen bereits vor der Buchung einer Reise virtuell zu erleben. Über immersive Videos oder virtuelle Touren mit Hilfe von VR-Brillen kann so eine realistische Vorschau erfolgen. Dies ermöglicht es den Touristen, aus verschiedenen Alternativen auszuwählen und sich für die passendste Option zu entscheiden. Auch kann durch die virtuellen Besichtigungen im Metaverse die Reiseangst reduziert werden, da die Touristen schon einen realistischen Eindruck von ihrem Ziel haben. Insgesamt revolutioniert das Metaverse damit die inspirierende Wirkung von medialen Reiseinhalten.Zusätzliche Informationen während der Reise
Auch während der tatsächlichen Reise können Metaverse und erweiterte Realität die Erfahrungen der Touristen vertiefen. Über MR- oder VR-Brillen können beispielsweise an Sehenswürdigkeiten zusätzliche Informationen eingeblendet werden. So könnten Touristen am Ruinen der St. Pauls-Kathedrale in Macau mittels VR-Brille nachempfinden, wie das ursprüngliche Gebäude vor dem Brand im Jahr 1838 aussah. Insgesamt ermöglicht Metaverse den Touristen, in der Zeit zu reisen und einen Ort virtuell zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu erleben.Chancen des Metaverse für das Tourismusmarketing
Realistische Vorerlebnisse
Durch die hohe Immersion des Metaverse können realistische Vorerlebnisse geschaffen werden, die Reisen motivieren können. Hotels könnten virtuelle Touren anbieten, bei denen sich potenzielle Gäste mit einem Concierge oder Verkäufer unterhalten. Airlines könnten Flüge und die Kabine im Metaverse erlebbar machen.Co-Creation mit Touristen
Auch die Zusammenarbeit mit Touristen zur Entwicklung neuer Angebote wird im Metaverse möglich. Virtuelle Prototypen von Sehenswürdigkeiten oder Dienstleistungen könnten mit Touristen getestet werden, um Feedback einzuholen. So kann durch Co-Creation eine hohe Kundenzentrierung erreicht werden.Datengewinnung über Nutzerverhalten
Wie auch Websites hinterlassen Nutzer im Metaverse Datenspuren durch ihr Verhalten und ihre Interaktionen. Diese Daten sind wertvolle Informationen für tourismusnahe Unternehmen, um ihre Kunden und deren Bedürfnisse besser zu verstehen.Herausforderungen des Metaverse
Technologische Einschränkungen
Da die Metaverse-Technologie noch am Anfang steht, gibt es aktuell wenig Best-Practice-Beispiele und hohe Investitionsrisiken für Tourismusunternehmen. Zudem müssen zunächst die technischen Voraussetzungen wie leistungsfähige Breitbandnetze geschaffen werden.Hohe Kosten
Die Kosten für die benötigten Endgeräte wie VR- oder MR-Brillen sind derzeit noch sehr hoch, was den Zugang zu Metaverse-Experience für viele Nutzer erschwert. Auch die Entwicklung virtueller Umgebungen ist mit hohen Investitionen verbunden.Gesundheitliche Risiken
Intensive Nutzung von VR-Umgebungen kann bei empfindlichen Nutzern zu Übelkeit und Schwindelgefühlen führen. Langfristig können Suchtgefahren entstehen, wenn Nutzer die virtuellen Welten als Fluchtmöglichkeit aus dem realen Leben ansehen.Fazit
Insgesamt wird Metaverse aber als große Chance für die Tourismusbranche gesehen, da es die Customer Experience und die Wertschöpfung durch Co-Creation verbessern kann. Der Artikel liefert einen guten Überblick zu diesem aufkommenden Thema und zeigt Forschungsbedarf für die Zukunft auf. Er verdeutlicht, dass sich durch virtuelle Erlebnisse im Metaverse die Art des Reisens und Tourismus verändern wird. Sowohl für Touristen als auch Tourismusunternehmen ergeben sich neue Möglichkeiten, die es jetzt schon zu erforschen gilt.
Literatur:
Buhalis, Dimitros/Leung, Daniel/Lin, Michael (2023): Metaverse as a disruptive technology revolutionising tourism management and marketing. Tourism Management 97 (23). https://doi.org/10.1016/j.tourman.2023.104724