Gleichstellung in Schweizer Organisationen: Neue Studie beleuchtet interne und externe Faktoren

Eine neue Studie der Universität Basel untersuchte, wie Schweizer Organisationen mit dem Thema Gleichstellung umgehen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Die Ergebnisse der Analyse von vier Organisationen aus unterschiedlichen Branchen zeigen, dass sowohl interne als auch externe Faktoren die Gleichstellungsarbeit von Organisationen beeinflussen.

Studiendesign: Interviews, Fokusgruppen und Dokumentenanalyse

Für die Studie wurden ein Industrieunternehmen, ein Beratungsunternehmen, ein Hilfswerk und eine Umweltschutzorganisation analysiert. Die Forscherinnen führten Interviews und Fokusgruppen durch und werteten Dokumente der Organisationen aus. So konnten sie untersuchen, wie diese Organisationen das Thema Gleichstellung wahrnehmen und welche Ziele sie sich in diesem Bereich setzen.

Externe Faktoren: Politische und gesellschaftliche Entwicklungen als "Legitimationsquellen"

Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass Organisationen stark von externen Faktoren beeinflusst werden. Politische Entwicklungen, gesetzliche Vorgaben und gesellschaftliche Diskurse wirken als “Legitimationsquellen” für die interne Gleichstellungsarbeit.

Organisationen orientieren sich an gesetzlichen Mindeststandards und wollen sich in der Regel positiv von diesen Vorgaben abheben. Je stärker der gesellschaftliche und politische Druck für mehr Gleichstellung ist, desto eher setzen auch Organisationen das Thema auf ihre Agenda.

Interne Faktoren: Organisationskultur und Werte im Fokus

Auch interne Faktoren spielen eine Rolle für die Gleichstellungsarbeit. Insbesondere die Organisationskultur, Werte und Leitbilder werden von den Organisationen als zentral gesehen. Oft herrscht intern die Ansicht, dass bei einer gleichstellungsfreundlichen Kultur die Ziele automatisch erreicht würden. Konkrete Massnahmen sind dann weniger notwendig.

Problematisch ist laut der Studie, dass die Verantwortung für Ungleichheiten häufig externalisiert wird. Geschlechterstereotypen oder gesellschaftliche Faktoren werden als Begründung für interne Ungleichheiten herangezogen. Dadurch müssen sich die Organisationen selbst weniger hinterfragen.

Handlungsbedarf: Mehr Wissen über Ursachen von Ungleichheit

Die Forschenden sehen Handlungsbedarf bezüglich des Wissens über geschlechtsspezifische Ungleichheiten und deren Ursachen. Nur wenn Organisationen strukturelle Zusammenhänge verstehen, können sie wirkungsvolle und nachhaltige Gleichstellungsarbeit leisten.

asierend auf den Ergebnissen der Studie empfehlen die Forschenden folgende Schritte für Organisationen, die ihre Gleichstellungsarbeit verbessern möchten:

  1. Bewusstsein schaffen: Organisationen sollten regelmäßige Schulungen und Workshops zu Gleichstellungsthemen anbieten, um das Bewusstsein und das Verständnis für geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu erhöhen.

  2. Strukturelle Hindernisse identifizieren: Es ist wichtig, die internen Strukturen und Prozesse zu überprüfen, um festzustellen, wo Ungleichheiten entstehen.

  3. Klare Ziele setzen: Organisationen sollten klare und messbare Ziele für ihre Gleichstellungsarbeit festlegen und regelmäßig überprüfen, ob diese erreicht werden.

  4. Verantwortung übernehmen: Anstatt die Verantwortung für Ungleichheiten zu externalisieren, sollten Organisationen die Verantwortung für ihre interne Kultur und ihre Entscheidungen übernehmen.

  5. Stakeholder einbeziehen: Die Einbindung von Mitarbeitenden, Kunden und anderen Stakeholdern kann dazu beitragen, die Gleichstellungsarbeit effektiver und relevanter zu gestalten.

Ausblick

Die Studie der Universität Basel ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Gleichstellung in Organisationen. Es ist zu hoffen, dass ihre Ergebnisse und Empfehlungen von Unternehmen und Organisationen in der Schweiz und darüber hinaus aufgegriffen werden. Nur durch kontinuierliche Anstrengungen und das Engagement aller Beteiligten kann echte Gleichstellung erreicht werden.

Abschließend betonen die Forschenden, dass Gleichstellung nicht nur eine Frage der Fairness und Gerechtigkeit ist, sondern auch einen echten Mehrwert für Organisationen darstellt. Unternehmen, die eine inklusive und gleichstellungsfreundliche Kultur fördern, profitieren von einer größeren Vielfalt an Perspektiven, höherer Mitarbeiterzufriedenheit und einer besseren Performance.

Literatur:

Nussbaumer, Melanie (2023): Selbstverständlich –
und doch umstritten. Wie sich Organisationen
bezüglich Gleichstellung
legitimieren. Seismo. https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/60872/oa_9783037778753.pdf?sequence=1&isAllowed=y

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