Die Big Five Persönlichkeitseigenschaften und Burnout am Arbeitsplatz: Ein systematischer Literaturüberblick

Burnout gilt als eines der größten arbeitsbezogenen Probleme unserer Zeit. Die Zahl der von Burnout betroffenen Arbeitnehmer steigt stetig an. Burnout äußert sich in Symptomen wie emotionaler Erschöpfung, innerer Leere, Distanzierung von der Arbeit und verminderter Leistungsfähigkeit. Die Folgen von Burnout sind gravierend – für den einzelnen Betroffenen, aber auch für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Burnout führt zu vermehrten Fehlzeiten, Fluktuation und Produktivitätseinbußen.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass neben arbeitsbezogenen Faktoren auch persönlichkeitsbezogene Merkmale das Risiko für die Entwicklung eines Burnouts beeinflussen. In dieser systematischen Literaturübersicht wurde spezifisch der Zusammenhang zwischen den Big Five Persönlichkeitseigenschaften und Burnout untersucht.

Was ist Burnout?

Burnout ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern eine Reaktion auf chronischen, arbeitsbezogenen Stress. Kernmerkmale sind sowohl körperliche als auch emotionale Erschöpfung. Hinzu kommen Gefühle von Hoffnungslosigkeit und ein zynischer, distanzierter Umgang mit der Arbeit und anderen Menschen. Burnout entwickelt sich schleichend und geht häufig mit dem Gefühl einher, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Langfristig mindert Burnout nicht nur die Lebensqualität des Einzelnen, sondern wirkt sich auch negativ auf dessen Leistungsfähigkeit und -bereitschaft aus.

Laut der Weltgesundheitsorganisation handelt es sich beim Burnout nicht um eine Krankheit, sondern ein arbeitsrelevantes Phänomen. Dennoch ist Burnout mit deutlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden. So leiden Betroffene häufig an psychosomatischen Beschwerden, Schlafstörungen, Suchtproblemen und Depressionen. Die Ursachen von Burnout sind komplex. Neben der Arbeitsumgebung spielen auch persönlichkeitsbezogene Faktoren eine Rolle für die Anfälligkeit.

Die Big Five Persönlichkeitseigenschaften

Eines der bekanntesten Modelle zur Beschreibung von Persönlichkeitseigenschaften sind die Big Five oder die Fünf-Faktoren-Theorie. Laut dieser Theorie lassen sich die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen anhand von fünf grundlegenden Dimensionen beschreiben:

  1. Neurotizismus: Neigung zu negativen Emotionen wie Angst, Traurigkeit und Ärger
  2. Extraversion: Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Energie
  3. Offenheit für Erfahrungen: Interesse an Neuem, Kreativität
  4. Verträglichkeit: Freundlichkeit, Kooperativität
  5. Gewissenhaftigkeit: Verlässlichkeit, Zielstrebigkeit

 

Diese fünf Dimensionen prägen unter anderem auch das Stresserleben und die Stressbewältigung eines Menschen. Daher könnten sie auch relevant sein für die Entwicklung eines Burnouts.

Ziele der Studie

In dieser systematischen Literaturübersicht wurde spezifisch der Zusammenhang zwischen den Big Five Persönlichkeitseigenschaften und Burnout untersucht. Das Hauptziel war, die vorhandene wissenschaftliche Evidenz zusammenzufassen und so ein umfassenderes Bild der Rolle von Persönlichkeit für die Entstehung von Burnout zu erhalten.

Ein besseres Verständnis der persönlichkeitsbezogenen Risikofaktoren für Burnout ist sowohl für die Forschung als auch die Praxis relevant. Die Ergebnisse könnten dabei helfen, Mitarbeiter frühzeitig zu identifizieren, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsmerkmale ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Burnouts haben. Präventive und unterstützende Maßnahmen ließen sich so gezielter einsetzen.

Methodik

Für diese systematische Literaturanalyse wurde eine strukturierte Literaturrecherche in vier wissenschaftlichen Datenbanken durchgeführt (Scopus, PubMed, ScienceDirect und PsycINFO).

Eingeschlossen wurden nur empirische, begutachtete Studien, die den Zusammenhang zwischen mindestens einer der Big Five Persönlichkeitseigenschaften und Burnout untersuchten. Insgesamt konnten 83 Studien identifiziert werden, die den Einschlusskriterien entsprachen. Die Studien wurden anhand verschiedener Kriterien (u. a. Studiendesign, Stichprobenmerkmale, Messinstrumente) beschrieben und systematisch analysiert.

Ergebnisse

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften das Risiko für die Entwicklung von Burnout erhöhen bzw. senken:

Neurotizismus: In den meisten Studien stand Neurotizismus in einem positiven Zusammenhang mit mindestens einer der Burnout-Dimensionen. Neurotizismus geht mit einer erhöhten Stressanfälligkeit einher und könnte daher ein Risikofaktor für Burnout sein.

Extraversion: Zwischen Extraversion und Burnout zeigte sich überwiegend ein negativer Zusammenhang. Extravertierte Menschen verfügen u.a. über bessere soziale Ressourcen, die vor Burnout schützen können.

Verträglichkeit: Höhere Werte in Verträglichkeit gingen in den meisten Studien mit einem geringeren Burnout-Risiko einher. Verträgliche Menschen können besser mit zwischenmenschlichen Konflikten umgehen.

Gewissenhaftigkeit: Gewissenhaftigkeit stand in den meisten Fällen in einem negativen Zusammenhang mit Burnout. Gewissenhafte Personen zeichnen sich durch Zuverlässigkeit und Leistungsorientierung aus.

Offenheit für Erfahrungen: Auch für Offenheit fanden sich überwiegend negative Korrelationen mit Burnout. Offene Menschen gehen gelassener mit Veränderungen und Belastungen um.

Besonders Menschen mit ausgeprägtem Neurotizismus und geringer Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit scheinen ein erhöhtes Risiko zu haben. Diese Einsichten könnten helfen, gefährdete Mitarbeiter frühzeitig zu identifizieren. Persönlichkeitsbezogene Interventionen, Coaching und gezielte Präventionsmaßnahmen für diese Mitarbeitergruppen könnten Burnout wirksam vorbeugen.

Allerdings sind die Zusammenhänge komplex und weiterer Forschungsbedarf besteht. Longitudinalstudien wären wichtig, um kausale Aussagen treffen zu können. Die Ergebnisse legen nahe, dass Persönlichkeit eine bedeutende Rolle in der Burnout-Forschung spielen sollte.

Literatur:

Angelini, G. (2023): Big five model personality traits and job burnout: a systematic literature review. BMC Psychol 11, 49. https://doi.org/10.1186/s40359-023-01056-y

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