Die Anfänge der Universitäten im Mittelalter

Die Geschichte der deutschen Universitäten lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Bereits im 14. Jahrhundert wurden die ersten Universitäten nach dem Vorbild von Paris und Bologna gegründet. Die älteste deutsche Universität ist die 1386 ins Leben gerufene Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Wie im gesamten mittelalterlichen Europa waren auch die frühen deutschen Universitäten kleine Einrichtungen mit nur wenigen hundert Studierenden und einigen Professoren pro Fakultät.

Die Studierenden kamen aus ganz Europa, die Universitäten bildeten eine internationale Gemeinschaft. Als gemeinsame Sprache diente Latein. Die Universitäten des Mittelalters besaßen bereits das Recht der Selbstverwaltung und konnten akademische Grade verleihen. Es gab eine Gliederung in niedere Fakultäten, an denen ein Grundstudium der sieben freien Künste erfolgte, und höhere Fakultäten wie Theologie, Jura und Medizin.

Bis zur Zeit der Renaissance im 15. Jahrhundert existierten auf dem Gebiet der deutschen Lande bereits rund 40 Universitäten. Etwa 3000 Studenten waren an den deutschen Universitäten eingeschrieben. Der Zugang zum Universitätsstudium blieb ausschließlich Männern vorbehalten, eine Öffnung für Frauen erfolgte erst im 20. Jahrhundert.

Blütezeit der deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert

Einen entscheidenden Impuls für die Entwicklung der deutschen Universitäten gab im Jahr 1810 die Gründung der Berliner Universität, der heutigen Humboldt-Universität, durch Wilhelm von Humboldt.

Humboldt entwickelte in seiner Denkschrift „Über die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin“ ein Universitätsmodell, das bis heute das Bild deutscher Universitäten prägt. Kernelemente sind die Einheit von Forschung und Lehre, die Freiheit der Wissenschaft, die Einheit der Wissenschaften unter dem Dach der Universität sowie die Oberaufsicht des Staates bei gleichzeitiger akademischer Selbstverwaltung.

Besonders betont Humboldt, dass die Universitäten der unablässigen Suche nach Wahrheit durch Forschung und wissenschaftliche Bildung verpflichtet sind. Dieses Universitätsideal wurde zum „Exportschlager“ und prägte die Hochschulsysteme in Europa und anderen Teilen der Welt.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebten die deutschen Universitäten eine Blütezeit. Die Forschung expandierte, bedeutende Entdeckungen wurden gemacht. Deutschland etablierte sich als führende Wissenschaftsnation. Die Zahl der Professoren und Studierenden nahm kontinuierlich zu, wenn auch die Universitäten zunächst Eliteneinrichtungen blieben. Bis zur Jahrhundertwende stieg die Zahl der Universitäten auf etwa 80 mit rund 40.000 Studenten. Der Zugang zum Studium blieb weiterhin Männern vorbehalten.

Niedergang und Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

Diese Entwicklung wurde durch den Nationalsozialismus jäh unterbrochen. Zwischen 1933 und 1945 wurden die Autonomie der Hochschulen stark beschnitten und viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus rassistischen oder politischen Gründen vertrieben. Dies führte zu einem massiven Verlust von Wissenschaftskapazitäten, von dem sich das Land nur langsam erholen konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann in West und Ost der Wiederaufbau des Wissenschaftssystems, wenn auch nach unterschiedlichen Modellen. In der DDR blieben die Hochschulen zentral gelenkt, in der BRD kehrte man weitgehend zum Humboldt’schen Universitätsideal zurück. Die westdeutschen Universitäten bekamen wieder mehr Freiheiten bei der Selbstverwaltung.

In den 1960er Jahren erlebte das westdeutsche Hochschulsystem eine Expansionsphase mit vielen Universitätsneugründungen. Die Studentenzahlen verdoppelten sich innerhalb eines Jahrzehnts. Ende der 1960er Jahre kam es im Zuge der Studentenbewegung zu Reformdebatten und teilweise weitreichenden hochschulpolitischen Veränderungen.

Vereinigung und Umstrukturierung nach 1989

Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde das westdeutsche Hochschulsystem auf Ostdeutschland übertragen. Viele Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR wurden aufgelöst oder reformiert. Es entstanden neue Bundesländer und Hochschultypen wie Fachhochschulen.

Trotz der strukturellen Anpassung kam es zu einem fruchtbaren Austausch und gegenseitigen Lerneffekten zwischen Ost und West. Die Evaluation des ostdeutschen Wissenschaftssystems trug zum Abbau von Berührungsängsten gegenüber Qualitätssicherung auch im Westen bei. Andererseits brachten ostdeutsche Hochschulen innovative Impulse ein und stellten Modelle guter Praxis bereit.

Insgesamt war die Umstrukturierung des DDR-Wissenschaftssystems eine Mammutaufgabe, für die enorme Ressourcen mobilisiert werden mussten. Im Nachhinein wird kontrovers diskutiert, ob dabei die Chance für eine Reform des westdeutschen Systems vertan wurde. Die Integration der beiden deutschen Hochschulsysteme war jedenfalls ein anspruchsvoller und folgenreicher Prozess.

Entwicklungen seit den 1990er Jahren

In den 1990er Jahren mehrten sich Stimmen aus Politik und Öffentlichkeit, die Reformbedarf im deutschen Hochschulsystem anmahnten. Als Kritikpunkte wurden Ineffizienz, Qualitätsmängel und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit genannt. Die geforderten Reformen sollten mehr Autonomie für die Hochschulen bei gleichzeitiger Rechenschaftspflicht bringen sowie marktförmige Elemente einführen.

Mit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes 1998 erhielten die Hochschulen mehr Freiheiten bei der eigenen Profilbildung und der Mittelverwendung. Im Gegenzug wurden Verfahren der Qualitätssicherung eingeführt. Auch die Einführung gestufter Studienabschlüsse im Zuge des Bologna-Prozesses ab 1999 zielte auf eine Modernisierung des Studiensystems.

Weitere Veränderungen in den 1990er und 2000er Jahren betrafen die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Internationalisierung von Forschung und Lehre sowie eine teilweise Ablösung der professoralen Selbstverwaltung durch ein stärkeres Hochschulmanagement.

Manche Experten sehen in den Reformen seit den 1990er Jahren einen Übergang von der staatlichen Kontrolle zu mehr Marktorientierung. Andere betonen eher eine Stärkung der Organisation gegenüber der Dominanz der Professoren. Unbestritten ist, dass die Hochschulen vor der Herausforderung stehen, sich als strategische Akteure in der Wissensgesellschaft zu positionieren.

Herausforderungen für die deutschen Hochschulen

Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte machen deutlich, dass das deutsche Hochschulsystem einem stetigen Wandel unterliegt. Aktuell steht es vor folgenden wesentlichen Herausforderungen:

  • Gestaltung des Spannungsfelds zwischen staatlicher Steuerung und Marktorientierung
  • Reform der Personalstruktur und Stärkung der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung
  • Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität von Studium und Lehre
  • Konsequente Umsetzung der Bologna-Reformen
  • Weitere Internationalisierung von Lehre und Forschung
  • Profilbildung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

 

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sind die Hochschulen gefordert, sich als aktive und flexible Organisationen aufzustellen, die auf neue Anforderungen ihrer Umwelt strategisch reagieren können. Dabei kommt ihnen in der entstehenden Wissensgesellschaft eine zentrale Rolle zu.

Fazit

Die deutschen Hochschulen haben in ihrer langen Geschichte tiefgreifende Veränderungen durchlaufen. Dabei lassen sich Phasen der Stagnation und des Niedergangs ebenso beobachten wie Phasen des Aufbruchs und der Expansion. Gegenwärtig befindet sich das Hochschulsystem erneut in einer dynamischen Umbruchphase. Um den Anforderungen in der Wissensgesellschaft gerecht zu werden, sind weitere Reformen und Innovationen notwendig. Dabei kommt den Hochschulen als wichtigen gesellschaftlichen Akteuren eine Schlüsselrolle zu.

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