Das Thema Recruiting stellt insbesondere für kleine- und mittelständische Unternehmen ein wachsendes Problem dar. Es scheint, als gäbe es immer weniger Bewerberinnen und Bewerber, sodass viele Stellen unbesetzt bleiben. Die Frage, die sich hier stellen lässt: Gibt es tatsächlich einen Fachkräftemangel oder arbeiten die gewünschten Bewerber und Bewerberinnen bereits in anderen Unternehmen? Letzteres lässt sich durch verschiedene Ansätze lösen. Hier kommen unterschiedliche Recruiting-Maßnahmen ins Spiel.
Was ist Recruiting?
Beim Recruiting geht es darum, qualifiziertes Personal für eine freie Stelle zu finden. Im Deutschen spricht man daher auch ganz einfach von Personalbeschaffung. Recruiting kann sowohl offline als auch online stattfinden: Onlinemaßnahmen werden auch als E-Recruiting bezeichnet. Das gesamte Bewerbungsmanagement und die Kommunikation findet in diesem Fall digital statt.
Im Recruiting-Prozess gibt es darüber hinaus sowohl interne als auch externe Maßnahmen, die ergriffen werden können. Intern bedeutet, dass eine zu besetzende Stelle unter bereits im Unternehmen arbeitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgeschrieben wird. Zu den externen Maßnahmen gehören neben der klassischen Stellenanzeige zum Beispiel Employer Branding und Social Recruiting. Bevor diese Begriffe und damit potentielle Lösungsansätze vorgestellt werden, soll zunächst die Frage nach dem Fachkräftemangel beantwortet werden.
Kein flächendeckender Fachkräftemangel in Deutschland
Die Bundesagentur für Arbeit gibt unterschiedliche Kriterien vor, die erfüllt sein müssen, um von einem Fachkräftemangel sprechen zu können. Zu diesen Kriterien gehören:
- Auf 100 Stellen im Bestand der Arbeitsagentur gibt es weniger als 300 gemeldete Arbeitslose.
- Die durchschnittlich geschlossene Besetzung eines bestimmten Berufs liegt über 40 % den Besetzungszeiten aller Berufe.
- Die durchschnittliche Besetzungszeit in einem bestimmten Beruf ist um mindestens 10 Tage im Gegensatz zum Referenzzeitraum des Vorjahres gestiegen.
Diese Kriterien sind in Deutschland nicht flächendeckend erfüllt, sprich es gibt nur einige Berufsgruppen, in denen ein Fachkräftemangel vorherrscht. Dazu gehören insbesondere Pflege- und Handwerksberufe. In akademischen Berufen gibt es einen Mangel im so genannten MINT-Bereich. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Probleme im Recruiting – Lösungsansätze für Unternehmen
Wenn es also genügend potentielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, wieso klagen dann so viele Unternehmen über einen Mangel an Bewerbungen? Die Lösung liegt vermutlich Recruiting-Prozess: Die klassische Stellenanzeige spricht vor allem junge Bewerberinnen und Bewerber weniger an. Der Bedarf an akademischen Nachwuchskräften ist hoch und diese Generation ist vor allem digital zu erreichen.
Eine Studie des deutschen „Persobloggers“ Stefan Scheller hat gezeigt, dass Studierende, die auf den Businessplattformen XING oder LinkedIn angemeldet sind, auch dort rekrutiert werden möchten: 92 % der LinkedIn-Nutzer und 84 % der XING-Nutzer wünschen sich, auf der Plattform von Unternehmen angesprochen zu werden.
Eine weitere Maßnahme, potentielle Bewerber zu überzeugen, ist eine ausgefeilte Employer-Branding-Strategie. Es handelt sich dabei um eine Marketing-Strategie, anhand derer eine Zielgruppe analysiert wird, um diese anzusprechen und vom Unternehmen zu überzeugen. Beim Employer Branding geht es aber nicht nur darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, sondern diese auch an das Unternehmen zu binden. Dazu sollte sich jedes Unternehmen genau überlegen:
- Was macht das Unternehmen besonders?
- Wo sticht das Unternehmen als Arbeitgeber heraus?
- Was ist die langfristige Vision?
- Was wirkt bereits attraktiv auf die Zielgruppe?
- Wie kann die Zielgruppe erreicht werden?
Ein Unternehmen, das diese Fragen klar für sich beantwortet, kann seine Werte auch überzeugend nach Außen vermitteln und gezielt auf die Zielgruppe zugehen.
Fazit
Das Recruiting-Problem lässt sich nicht mit einem Mangel an Fachkräften erklären. Viel mehr scheint ein Kommunikationsproblem vorzuliegen. Viele Unternehmen halten möglicherweise noch zu sehr in alten Mustern fest und warten darauf, dass Bewerberinnen und Bewerber auf sie zukommen. Die Zielgruppe – in den meisten Fällen akademische Nachwuchskräfte – erwartet jedoch, von Unternehmen angesprochen und überzeugt zu werden. Wenn allerdings auf beiden Seiten Passivität vorherrscht, kann es nicht zu einem erwünschten Kontakt kommen.