Füllwörter sind ein Phänomen, das primär in der gesprochenen Sprache eine Rolle spielt. Sie schleichen sich immer wieder in den Redefluss ein. Aber dürfen Füllwörter im wissenschaftlichen Kontext verwendet werden? Der Duden schreibt Füllwörtern einen geringen Aussagewert zu. Es wird immer wieder dazu geraten, Füllwörter im wissenschaftlichen Kontext möglichst zu vermeiden, denn sie vermitteln dem Zuhörer Unsicherheit und wenig Seriosität. In gewissen Kontexten können Füllwörter jedoch hilfreich sein und mehr Informationen übertragen als man zunächst annimmt.
Modalpartikeln und Diskursmarker
In der sprachwissenschaftlichen Fachsprache wird anstatt von „Füllwörtern“ eher von sogenannten „Modalpartikeln“ und „Diskursmarkern“ gesprochen. Bei Modalpartikeln handelt es sich um Wörter, die unveränderbar sind und sich nicht als Satzteil erfragen lassen. Dazu gehören Wörter wie „denn“, „doch“ oder „eben“. Häufig wird auch „quasi“ oder „sozusagen“ verwendet. Äußerungen wie „ähm“ oder „genau“, welche meist einen Satz einleiten, werden als Diskursmarker oder auch Diskurspartikeln bezeichnet.
Trotz ihres schlechten Rufs sollten die Funktionen dieser Wörter nicht unterschätzt werden. Ein „ähm“ oder „genau“ signalisiert dem Hörer, dass es gleich weitergeht. Sie weisen darauf hin, dass der Redeanteil noch nicht zu Ende ist. Ein schottisches Forschungsteam fand 2007 heraus, dass Diskursmarker dazu beitragen, dass Zuhörer sich besser an das Gesagte erinnern können. Wörter werden beispielsweise durch ein „ähm“ hervorgehoben und bleiben damit länger im Gedächtnis.
Die Funktion eines Modalpartikels soll zunächst anhand von „mal“ erklärt werden. Wird es in einem Satz wie „Vielleicht können wir uns ja mal treffen“ verwendet, drückt es Unverbindlichkeit aus und könnte auch durch „irgendwann“ ersetzt werden. Die Antwort „Dann treffen wir uns eben nicht“ drückt hingegen Resignation und Enttäuschung aus. Dazu trägt das Wort „eben“ bei. Besonders in Kommunikationssituationen spielen Füllwörter also eine wichtige Rolle und gehen über den reinen Informationsgehalt hinaus. Im rein wissenschaftlichen Kontext, wo die Weitergabe von fachspezifischen Informationen im Vordergrund steht, sollte mit Füllwörtern daher sparsamer umgegangen werden.
Füllwörter in Texten
Dasselbe gilt auch für das Verfassen von Texten. Häufig werden Wörter wie „wirklich“, „letztendlich“ oder „erheblich“ verwendet. Gerade in wissenschaftlichen Texten sollte man sich jedoch fragen, ob diese tatsächlich notwendig sind. „Letztendlich sind Füllwörter im Text unnötig“ oder „Füllwörter sind im Text unnötig“ – der Inhalt des Satzes verändert sich (letztendlich) nicht. Für den Lesefluss kann das Füllwort an dieser Stelle allerdings hilfreich sein und Abwechslung in den Text bringen. Auch hier kommt es also auf den Kontext an: In einem Blogartikel oder einem Roman sind sie sogar erwünscht. In einer Bachelor- oder Masterarbeit sollte immer zunächst nach dem Sinn des Wortes geschaut werden. Mache Füllwörter sollten jedoch niemals in wissenschaftlichen Texten auftauchen. Wörter wie „eigentlich“ oder „sozusagen“ lassen einen Text immer schwammig klingen, denn sie haben keinen inhaltlichen Mehrwert.