Die Lebenszufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden sind wichtige Aspekte der Lebensqualität, gerade auch im hohen Alter. Bisherige Studien zu diesem Thema bezogen sich häufig auf jüngere Altersgruppen oder waren regional begrenzt. Die Studie “Hohes Alter in Deutschland” schließt diese Lücke.
Fragestellung und Ziel
Die Studie untersuchte bei über 10.000 Personen ab 80 Jahren in Deutschland, ob es Alter, Geschlechts- und andere Gruppenunterschiede in der Lebenszufriedenheit und im Wohlbefinden gibt. Ziel war es auch, Risiko- und Schutzfaktoren für die Lebensqualität zu identifizieren. Es ging um eine bundesweit repräsentative und differenzierte Analyse der Lebensqualität Hochaltriger unter Berücksichtigung demografischer und psychosozialer Einflussfaktoren.
Methodik
Die Studie basiert auf einer bundesweiten repräsentativen schriftlichen und telefonischen Befragung mit über 10.000 TeilnehmerInnen ab 80 Jahren. Es wurde eine stratifizierte Zufallsstichprobe nach Alter, Geschlecht, Bildung und Wohnort gezogen. Der Befragungszeitraum war Nov. 2020 bis Dez. 2021 und fiel somit in die Corona-Pandemie.
Zur Erfassung der Lebensqualität wurden unter anderem Skalen zur allgemeinen Lebenszufriedenheit (0 – 10) und zum subjektiven Wohlbefinden (Häufigkeit positiver Emotionen, 1-5) eingesetzt. Weitere Aspekte waren Autonomie, Lebensverbundenheit und gesellschaftliche Anerkennung. Als Einflussfaktoren dienten Soziodemografie (Alter, Geschlecht, Bildung etc.), Risikofaktoren wie Einsamkeit und Schutzfaktoren wie Alltagskompetenz.
Wichtige Ergebnisse
Die Studie zeigte, dass 76,6 % der Hochaltrigen mit ihrem Leben zufrieden sind und selbst während der Pandemie oft positive Gefühle hatten. Allerdings sinkt die Lebenszufriedenheit mit zunehmendem Alter, Frauen waren weniger zufrieden und Menschen in Pflegeheimen schnitten am schlechtesten ab.
Besonders wichtige Einflussfaktoren sind soziale Eingebundenheit – Einsamkeit mindert die Lebenszufriedenheit deutlich – sowie die erhaltene Selbstständigkeit im Alltag. Sie ist zentral für Autonomie und Lebensverbundenheit. Eine positive Sicht auf das eigene Altern mit sogenannten “Alternsgewinnen” erwies sich als Schutzfaktor.
Fazit
Die Studie verdeutlicht, dass viele Hochaltrige trotz alterstypischer Einschränkungen ihre Lebensqualität positiv einschätzen. Soziale und kognitive Ressourcen haben einen hohen Stellenwert. Die Befunde ermöglichen gezielte Interventionen für diese sensible Lebensphase.
Insbesondere soziale Kontakte und kognitive Fähigkeiten sind entscheidend für die Lebenszufriedenheit im hohen Alter. Obwohl viele über 90-Jährige mit fortschreitendem Abbau der geistigen und körperlichen Kräfte zu kämpfen haben, gelingt es ihnen durch Strategien der Anpassung und Akzeptanz, ihr Wohlbefinden aufrecht zu erhalten oder wiederzugewinnen.
Regelmäßige soziale Interaktionen innerhalb und außerhalb der Familie tragen erheblich zur psychischen Stabilität bei. Ebenso wichtig ist geistige Fitness durch Lesen, Rätsel lösen oder Gedächtnistraining, da sie das Selbstwertgefühl steigert. Vereinsamung und kognitive Einbußen hingegen senken die Lebensqualität und erhöhen das Risiko für Depressionen.
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass Präventionsmaßnahmen für Hochbetagte an diesen Stellschrauben ansetzen sollten. Gezielte Interventionen wie Seniorentreffs, Besuchsdienste, altersgerechte Freizeitangebote oder Gedächtnistraining können isolationstendenzen entgegenwirken und die Lebensqualität bis ins hohe Alter erhalten. Sie sollten frühzeitig etabliert und niedrigschwellig angeboten werden, um für diese sensible Zielgruppe erreichbar zu sein.
Literatur: