Die Semantik hängt eng mit der Grammatik zusammen, steht aber auch losgelöst neben ihr. Semantik und die Grammatik regeln beide, wie Bedeutung entsteht und vermittelt wird. Während die Grammatik sich jedoch auf die Form und Struktur einer Sprache konzentriert, untersucht die Semantik die Bedeutung dieser Strukturen. Dieser Unterschied ist ihrem Ziel geschuldet, denn die Grammatik verfolgt das Ziel sicherzustellen, dass Sätze grammatisch korrekt sind. Die Semantik dagegen untersucht neben den Bedeutungen selbst auch, wie Bedeutungen systematisch entstehen.
Berührungspunkte zwischen Semantik und Grammatik
Beide grammatischen Kategorien sind hinsichtlich verschiedener Aspekte miteinander verbunden:
Zum einen bestimmen die grammatischen Strukturen die Bedeutung, das bedeutet, die Grammatik eines Satzes legt oft die Grundlage dafür, wie seine Bedeutung interpretiert wird. Hier zwei Beispiele, um dies zu verdeutlichen:
- Wortstellung in der Syntax:
- „Der Hund beißt den Mann.“ vs. „Der Mann beißt den Hund.“
Die Grammatik (Subjekt-Prädikat-Objekt-Struktur) steuert die semantische Interpretation.
- „Der Hund beißt den Mann.“ vs. „Der Mann beißt den Hund.“
- Kongruenz:
- „Die Blumen sind schön.“ (Grammatische Übereinstimmung von Subjekt und Prädikat in Numerus trägt zur Bedeutung bei und verdeutlich, dass sich das Adjektiv auf das Subjekt bezieht.)
- Wortstellung in der Syntax:
Zum anderen wirkt sich auch die Morphologie als Teil der Grammatik auf die Bedeutung aus, indem Flexionen und Ableitungen grammatische und semantische Informationen verändern. Dies zeigt sich schon an alltäglichen Beispielen des Sprachgebrauchs:
- Singular/Plural: „Haus“ vs. „Häuser“ (Bedeutungsunterschied wird durch grammatische Pluralmarkierung angezeigt).
- Zeitformen: „Ich gehe.“ vs. „Ich ging.“ (Veränderung der Bedeutung durch Tempus).
Wichtig bezüglich der Bedeutung ist, dass durch die Grammatik Ambiguitäten aufgelöst oder sogar verstärkt werden können. Bei dem Satz
- „Der Mann sieht den Hund mit dem Fernglas.“ legt die grammatische Struktur zwar nahe, dass der Mann das Fernglas hat, aber es bleibt eine semantische Interpretationsfrage.
- Bei „Der Mann mit dem Fernglas sieht den Hund“ ist dagegen eindeutig, dass der Mann das Fernglas hat.
Solche Disambiguierungen könnten auch mithilfe von Passivkonstruktionen durchgeführt werden. Solche Konstruktionen die semantische Rollen aufzeigen, sind ein weiterer Überschneidungspunkt zwischen Semantik und Grammatik. Grammatikalische Strukturen sind oft mit semantischen Rollen verknüpft, wie „Agent“ (der Handelnde) oder „Patient“ (der Betroffene). So auch in folgendem Satz über Hund und Katze:
- „Der Hund jagt die Katze.“ (Hund = Agent, Katze = Patient).
- Änderung der Grammatik (Passiv): „Die Katze wird vom Hund gejagt.“ ändert die semantische Perspektive.
Unterschiede zwischen Semantik und Grammatik
Trotz der Überschneidungen und Gemeinsamkeiten beider Kategorien weisen sie relevante Unterschiede auf. Während die Grammatik systematisch ist, indem sie klare Regeln festlegt (z. B. Subjekt-Prädikat-Kongruenz), ist die Semantik stark kontextabhängig. So ist der Satz
„Es regnet.“
z. B. grammatikalisch zwar korrekt, kann semantisch aber falsch sein. Ob er semantisch richtig ist, hängt von Ort, Zeit und evtl. auch der Intensivität ab, ist also kontextabhängig.
Einher mit der Kontextabhängigkeit geht auch die Rolle der Interpretation in der Semantik. Hat ein Satz also die richtige Form wie in
„Farblose rote Häuser laufen fröhlich.“,
und kann sein Inhalt durch die Kombination von einzelnen Wortbedeutungen erfasst werden, bedeutet es noch lange nicht, dass dieser Satz Sinn ergibt.
Schlussfolgerung: Gehört die Semantik zur Grammatik?
In gewissem Maße gehört die Semantik zur Grammatik, da viele grammatische Regeln (z. B. Kongruenz, Tempus, Modus) die Bedeutung der jeweiligen Einheit beeinflussen. Daher wird die Semantik oft als Teilgebiet der Grammatik angesehen, besonders in umfassenden Ansätzen wie der generativen Grammatik. Dennoch analysiert die Semantik die Bedeutung, unabhängig davon, ob ein Satz grammatisch korrekt ist oder nicht. Sie kann auch non-grammatische Phänomene wie Ironie oder Metaphern untersuchen, die nicht direkt mit der Grammatik zusammenhängen.
Bedeutung für meine Abschlussarbeit
Die Verbindung von Grammatik und Semantik ist insofern für den Schreib- und den Korrekturprozess deiner Arbeit relevant, denn es bedeutet, dass dein Text zwar sprachlich korrekt, inhaltlich aber nicht richtig sein kann. Es ist daher wichtig
- während des Schreibprozesses kritisch zu hinterfragen,
- ob die Formulierungen die Bedeutung so transferieren, wie du es beabsichtigst,
- die Bezüge klar und präzise sind,
- eine andere sprachliche Darstellung eventuell für den Zweck der Aussage besser verständlich wäre
sowie
- zur Fertigstellung der Arbeit
- eine anderer Person hinzuzuziehen, die deine Arbeit liest und dir Rückmeldung darüber geben kann, ob und wie sie Inhalte versteht. Hier ist es auch eine Überlegung Wert, fachfremde Personen zu fragen, weil ihnen vage Formulierungen eher auffallen,
- deine Arbeit nicht nur korrigieren, sondern lektorieren zu lassen. Im Idealfall geht die Dienstleistung noch über das Lektorat hinaus und betrachtet die semantische Seite deiner Arbeit im Detail.
Beide Aspekte, die Grammatik und die Semantik spielen für das (wissenschaftliche) Schreiben also eine elementare Rolle – in Wechselwirkung sowie eigenständig