Viele tun sich schwer, wenn sie eine Hypothese für ihre Bachelorarbeit aufstellen sollen. Dabei fehlt meistens nur die richtige wissenschaftliche Herangehensweise. Vor der Hypothese steht das Thema und die Entwicklung einer Fragestellung. Dabei ist Letzteres eng mit der Hypothese gekoppelt. Im vorliegenden Fall beschäftigen wir uns mit der Thematik ‚Dating-App‘ und speziell mit Tinder.
Was ist Interessant an einer Dating-App?
In der Soziologie beschäftigen sich die Wissenschaftler häufig mit den Fragen, ob eine Thematik wirklich neu ist oder ob durch sie eine soziale Ungerechtigkeit erzeugt wird. Diese allgemeinen Fragen können tatsächlich auch auf die Dating-App ‚Tinder‘ angewendet werden. Im eigentlichen Sinne können wir davon ausgehen, dass Menschen auf Datingseiten ihresgleichen suchen und das versuchen die Dating-Apps zu unterstützen. Sportliche Menschen suchen sportliche Menschen oder gebildete Menschen suchen gebildete Menschen. Hier kann bereits ein erster Ansatz für das Erstellen einer Hypothese für eine Bachelorarbeit erkannt werden. Nämlich die Vermutung, dass die vielfache Nutzung von Dating-Apps eine Durchmischung von Menschen unterbindet, da bevorzugt die für ein Match vorgeschlagen werden, die eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Um eine Fragestellung und eine Hypothese zu finden, muss nun ein Problem erkannt werden, das mit den grundsätzlichen Fragestellungen (in diesem Fall der Soziologie) korreliert.
Suche nach dem Problem zur Erstellung der Hypothese für die Bachelorarbeit?
Bei Tinder werden auf den ersten Blick kaum persönliche Daten preisgegeben. Lediglich ein paar Bilder, ein wenig Text im Profil und der aktuelle Aufenthaltsort. Allerdings weiß Tinder durch das Verhalten seiner Nutzer wesentlich mehr. Durch einen heimlichen Algorithmus wird durch das System des Likens ein individueller Wert für jeden Menschen auf Tinder berechnet. Daraus folgt, dass die vorgeschlagenen Nutzerinnen und Nutzer keine zufällige Auswahl darstellen, sondern es handelt sich um eine vorselektierte Auswahl. Der Zufall ist also kein Zufall. Mit dieser Erkenntnis nähern wir uns jetzt tatsächlich der Themenwahl, der Fragestellung sowie der hier aufgeworfenen Anforderung: Wie stelle ich eine Hypothese?
Problem erkannt, Frage gestellt und Vermutung unterstellt
Wenn nun also festgehalten werden kann, dass bei Tinder nicht das Zufälligkeitsprinzip vorherrscht, sondern der Algorithmus bereist im Vorfeld eine Auswahl trifft, dann stellt sich die soziologische Frage nach der Freiheit: Wieso nutzen Menschen eine App, die eine freie Wahl vorgaukelt, diese jedoch durch Selektion niemals zulässt? Eine Hypothese muss nun einen Verdacht äußern, weshalb Menschen so handeln, wie sie handeln. Die Hypothese ist also nichts weiter als eine erste Vermutung über einen Zusammenhang.
Thomas Peetz hat in einem Beitrag der Kölner Zeitschrift für Soziologie genau dies gemacht – eine Vermutung unterstellt und dementsprechend eine Hypothese erstellt. Nach seiner Ansicht handelt es sich hier bei den Menschen um die Verneinung der Grundidee der romantischen Liebe. Die Frage, wie stelle ich eine Hypothese für die Bachelorarbeit, kann also im Fall von Tinder wie folgt beantwortet werden: Tinder-Nutzer verneinen die Grundidee der romantischen Liebe.
Selbstverständlich können auch andere Vermutungen genutzt werden, um eine Hypothese aufzustellen. So kann gesagt werden, dass Tinder-Nutzer nicht die freie Wahl bevorzugen, sondern lieber konkrete Vorschläge zur Partnerwahl haben wollen, mit denen die Nutzerinnen und Nutzer ihresgleichen suchen. Um eine Hypothese für die Bachelorarbeit aufzustellen, benötigt man also lediglich eine Vermutung, die dann in einem nächsten Schritt empirisch überprüft werden kann.