In einer umfassenden Studie aus dem Jahr 2008 widmete sich die HIS Hochschul-Informations-System GmbH den Gründen und Beweggründen hinter Studienabbrüchen an deutschen Hochschulen. Mit der Beteiligung von etwa 2.500 Studienabbrechern von Universitäten und Fachhochschulen sowie dem Vergleich mit 1.600 Absolventen und 400 Hochschulwechslern liefert diese Untersuchung tiefgreifende Einblicke in die Problematik des Studienabbruchs.
Die Hauptgründe für Studienabbrüche
Leistungsprobleme und Prüfungsversagen
Ein signifikanter Anteil, nämlich etwa ein Fünftel der Studienabbrecher, gab Leistungsprobleme und Prüfungsversagen als Hauptgrund für den Abbruch ihres Studiums an. Schwierigkeiten, mit dem Lernpensum und den Anforderungen Schritt zu halten oder sich überfordert zu fühlen, waren häufige Beschwerden unter den Studierenden.
Mangelnde Studienfinanzierung
Ebenfalls für knapp ein Fünftel der Befragten war eine unzureichende Studienfinanzierung der ausschlaggebende Punkt. Die Herausforderung, Studium und notwendige Erwerbstätigkeit zu vereinbaren, stellte für viele ein unüberwindbares Hindernis dar.
Fehlende Studienmotivation
Für 18 Prozent der Studienabbrecher war eine fehlende Motivation entscheidend. Viele sahen ihre Erwartungen an das Studium nicht erfüllt, was letztendlich zum Abbruch führte.
Veränderungen im Zeitvergleich
Ein Vergleich mit einer früheren Studie aus dem Jahr 2000 offenbarte eine zunehmende Bedeutung von Leistungsproblemen als Grund für Studienabbrüche. Die Einführung der Bachelorstudiengänge, die oft mit höheren Anforderungen und mehr Leistungskontrollen einhergehen, könnte hierbei eine Rolle spielen. Zudem erfolgten Studienabbrüche nun deutlich früher, im Durchschnitt nach 2,3 Fachsemestern.
Risikofaktoren für Studienabbrüche
Die im Rahmen der HIS-Studie durchgeführte Analyse brachte wichtige Risikofaktoren ans Licht, die maßgeblich zum Phänomen des Studienabbruchs beitragen. Diese Faktoren, wenn sie isoliert auftreten, stellen bereits Herausforderungen dar, doch ihre kombinierte Präsenz im Erfahrungsspektrum der Studierenden kann das Risiko eines Studienabbruchs signifikant erhöhen.
Schlechte schulische Vorbildung
Ein fundamentaler Risikofaktor ist eine schlechte schulische Vorbildung. Studierende, die aus dem Sekundarbereich mit unzureichenden akademischen Grundlagen, besonders in Kernkompetenzen wie Mathematik, Naturwissenschaften oder Schreibfähigkeiten, in das Hochschulsystem eintreten, finden sich oft in einer schwierigen Lage wieder. Diese Defizite erschweren die Anpassung an das akademische Niveau und die selbstständige Auseinandersetzung mit komplexen Studieninhalten, was zu Frustration und dem Gefühl der Überforderung führen kann.
Falsche Studienerwartungen
Ein weiterer kritischer Punkt sind falsche Studienerwartungen. Viele Studienanfänger haben eine idealisierte Vorstellung vom Hochschulleben und den Inhalten ihres Studiums. Wenn diese Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen, sei es aufgrund der Lehrmethoden, der Studieninhalte oder der beruflichen Perspektiven nach dem Abschluss, kann dies zu Enttäuschung und Demotivation führen. Die Diskrepanz zwischen Erwartung und Wirklichkeit wirkt sich negativ auf die Studienmotivation aus und kann einen Studienabbruch begünstigen.
Überforderung mit den Anforderungen
Die Überforderung mit den Anforderungen des Studiums ist ebenfalls ein signifikanter Risikofaktor. Dies umfasst nicht nur die akademischen Herausforderungen, sondern auch die Anpassung an ein neues soziales Umfeld, die Bewältigung des Selbstmanagements und die Entwicklung effektiver Lernstrategien. Studierende, die sich diesen vielfältigen Anforderungen gegenübersehen, ohne ausreichende Unterstützung zu erhalten, können schnell das Gefühl entwickeln, den Erwartungen nicht gerecht zu werden.
Umfangreiche Erwerbstätigkeit
Schließlich spielt die Notwendigkeit einer umfangreichen Erwerbstätigkeit neben dem Studium eine entscheidende Rolle. Studierende, die aus finanziellen Gründen gezwungen sind, einen erheblichen Teil ihrer Zeit der Arbeit zu widmen, stehen oft vor dem Dilemma, zwischen Studium und Erwerbstätigkeit balancieren zu müssen. Diese Doppelbelastung kann zu Erschöpfung führen und die akademische Leistung beeinträchtigen, was das Risiko eines Studienabbruchs erhöht.
Interpretation und Schlussfolgerungen
Die aus der HIS-Studie gewonnenen Erkenntnisse unterstreichen eindringlich die Bedeutung von maßgeschneiderter Beratung und Unterstützungsangeboten für Studierende. Dies ermöglicht, die Zahl unnötiger Studienabbrüche zu reduzieren und den Studienerfolg zu steigern. Diese Erkenntnisse bieten Hochschulen nicht nur Einblick in die Gründe hinter Studienabbrüchen, sondern auch konkrete Ansatzpunkte für präventive Maßnahmen und die Schaffung eines unterstützenden akademischen Umfelds.
- Gezielte Beratung und Unterstützung
- Frühzeitige Interventionen und Hilfsangebote
- Präventive Maßnahmen gegen Hauptursachen
- Schaffung eines unterstützenden Umfelds
Literatur:
Heublein, U., Hutzsch, C., Schreiber, J., Sommer, D., & Besuch, G. (2007). Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor-und in herkömmlichen Studiengängen. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Exmatrikulierten des Studienjahres, 8(2). https://www.wissenschaftsmanagement-online.de/sites/www.wissenschaftsmanagement-online.de/files/migrated_wimoarticle/HIS_Studie_Abbrecher.pdf