Methoden | Umfragen

Wissensportal: Umfrage

Umfragen sind eine beliebte Art der Datenerhebung, nicht zuletzt da sie mittlerweile ganz einfach auf verschiedensten Webseiten erstellt und bei Bedarf direkt dort veröffentlicht werden können. So kann relativ schnell eine große Datenmenge erhoben werden. Aber wie funktioniert die Durchführung denn eigentlich genau? Wie läuft die Themenfindung ab? Wie bewegt man möglichst viele Menschen zur Teilnahme? Und wie sollte so eine Umfrage optimalerweise aussehen? Wie erstellt man eine Umfrage für eine wissenschaftliche Arbeit? Eine Umfrage eignet sich bekanntlich hervorragend dazu, um die in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit aufgestellten Theorien mit repräsentativen Aussagen zu untermauern. Um sicherzustellen, dass du das meiste aus deiner Umfrage herausholst, verwende folgende Schritte als Checkliste: Schritt 1: Zunächst sollte man sich überlegen, welche Fragen man in der Umfrage stellen möchte und ob diese Fragen für die wissenschaftliche Arbeit relevant sind. Es ist wichtig, dass die Fragen präzise formuliert sind und genau das abfragen, was man wissen möchte. Schritt 2: Als nächstes sollte man sich überlegen, wen man in der Umfrage befragen möchte. Dabei ist es wichtig, dass die Stichprobe repräsentativ ist und die Ergebnisse auf die gesamte Population übertragbar sind. Schritt 3: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man eine Umfrage durchführen kann – zum Beispiel per Telefon, per Post oder direkt online. Je nachdem, welche Methode man wählt, sollte man sich zudem überlegen, wie man die Teilnehmer am besten erreichen und motivieren kann, an der Umfrage teilzunehmen. Schritt 4: Wenn die Umfrage durchgeführt wurde, sollte man – ähnlich wie bei einem Interview – die Ergebnisse sorgfältig auswerten und dokumentieren. Dabei sollte man auch überlegen, ob es eventuell notwendig ist, die Umfrage zu wiederholen, um die bereits gewonnenen Ergebnisse zu verifizieren. Gut zu wissen: Es ist wichtig, dass man bei der Durchführung einer Umfrage ethische Aspekte beachtet, wie zum Beispiel die Anonymität der Teilnehmer oder die Einwilligung zur Teilnahme. Auch sollte man sicherstellen, dass die Umfrage nicht belastend oder unangemessen ist. Wie erstellt man eine Online-Umfrage? Zum Erstellen von Online-Umfragen eignet sich in erster Linie ein Umfrage-Tool, hier findet man allerlei Optionen im Netz. Sobald man sich für eine der zahlreichen Anwendungen entschieden hat, kann man die Umfrage erstellen und gegebenenfalls weiter anpassen. Dabei kann man zum Beispiel festlegen, ob die Fragen offen oder geschlossen sind, ob es Skalen gibt, welche die Teilnehmer bewerten müssen, oder ob es Bilder oder Videos gibt, die in die Umfrage integriert werden sollen. Offene Fragen sind Fragen, die eine ausführliche Antwort erfordern und dazu einladen, das Thema weiter zu erkunden. Sie beginnen normalerweise mit Worten wie “warum”, “wie” oder “was”. Offene Fragen sind hilfreich, um mehr über ein Thema zu erfahren und tiefer in ein Gespräch einzusteigen. Geschlossene Fragen hingegen erfordern normalerweise eine einfache Ja- oder Nein-Antwort. Sie beginnen häufig mit Worten wie “ist”, “hat” oder “wann”. Geschlossene Fragen sind nützlich, um bestimmte Fakten zu bestätigen oder zu verifizieren, aber sie eignen sich weniger gut, um ein Thema zu erkunden oder zu diskutieren. Achtung: Es ist wichtig, beide Arten von Fragen in einem Gespräch zu verwenden, um ein ausgewogenes Verständnis eines Themas (beispielsweise für eine Master- oder Bachelorarbeit) zu erlangen. Sobald die Umfrage erstellt ist, muss man sie nur noch veröffentlichen und die Teilnehmer dazu einladen, an der Umfrage teilzunehmen. Dafür kann man beispielsweise einen Link zur Umfrage per E-Mail versenden oder die Umfrage auf sozialen Medien oder auf der eigenen Webseite veröffentlichen und teilen. Wie sorgt man dafür, dass möglichst viele Menschen an deiner Umfrage teilnehmen? Stelle sicher, dass deine Umfrage relevant und interessant für deine Zielgruppe ist. Mach deine Umfrage so kurz und prägnant wie möglich. Keine Umfrage sollte zu lang oder zu kompliziert sein, da sonst zu viele Teilnehmer davon abgeschreckt werden, sie auszufüllen. Biete einen Anreiz für die Teilnahme an. Dies könnte zum Beispiel ein kleiner Preis oder eine Verlosung sein. Gib den Teilnehmern genügend Zeit, um an der Umfrage teilzunehmen. Setze ein klares Datum für das Ende der Teilnahme (Deadline), aber gib dennoch ausreichend Zeit. Beispiel für eine Umfrage Eine Online-Umfrage zur Meinung der Generation Z zum Thema “Arbeitsplatz 4.0” könnte folgendes enthalten: Einleitung: Eine kurze Einführung in das Thema der Umfrage und die Gründe, warum es wichtig ist, die Meinung der Generation Z zu erfahren. Demografische Fragen: Einige Fragen, die sich auf das Alter, Geschlecht, den aktuellen Arbeitsstatus und den Bildungshintergrund der Teilnehmer beziehen. Fragen zur Meinung zum Arbeitsplatz 4.0: Einige offene Fragen, die sich auf die Meinung der Teilnehmer zum Arbeitsplatz 4.0 beziehen, wie beispielsweise: “Was denkst du über den Arbeitsplatz 4.0? Welche Vorteile und Nachteile siehst du darin?” Fragen zu den Erwartungen an den Arbeitsplatz der Zukunft: Offene Fragen, die sich auf die Erwartungen der Teilnehmer an den Arbeitsplatz der Zukunft beziehen, zum Beispiel: “Welche Fähigkeiten denkst du, werden in Zukunft wichtig sein? Welche Technologien würdest du gerne im Arbeitsplatz der Zukunft sehen?” Abschließende Fragen: Einige geschlossene Fragen, die sich auf die Bereitschaft der Teilnehmer beziehen, an zukünftigen Umfragen teilzunehmen oder weitere Informationen zu dem Thema zu erhalten. Hilfe Du hast noch Fragen, oder möchtest Feedback zu deinem Vorgehen? Sprich mit einem unserer Mentoren. Noch Fragen Eure Ansprechpartnerin Carolin hilft euch gerne: carolin.schwegmann@schreibmentoren.de

Verzerrte Arbeitsmarkterwartungen beeinflussen die Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland

Eine neue Studie des ifo Instituts in Dresden befasst sich mit der interessanten Frage, inwiefern verzerrte Arbeitsmarkterwartungen die weiterhin bestehende Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland beeinflussen. Die Autoren Almut Balleer, Georg Duernecker, Susanne Forstner und Johannes Goensch griffen für ihre Analyse auf die reichhaltigen Daten des Sozio-oekonomischen Panels zurück. Anhand dieser Umfragedaten untersuchten sie die subjektiven Einschätzungen von Arbeitnehmern und Arbeitslosen hinsichtlich ihrer Arbeitsmarktchancen und verglichen diese mit den statistischen Wahrscheinlichkeiten. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitslose haben verzerrte Erwartungen Besonders ausgeprägt sind die verzerrten Arbeitsmarkterwartungen in Ostdeutschland. Hier überschätzen die Arbeitnehmer das Risiko des Jobverlusts um rund 7 Prozentpunkte stärker als im Westen. Noch größer ist der Unterschied bei den Arbeitslosen. Die ostdeutschen Arbeitslosen sind beim Thema Jobchancen sogar um 11 Prozentpunkte weniger optimistisch als im Westen. Sie unterschätzen ihre Chance also stärker. Diese Unterschiede bleiben auch unter statistischer Kontrolle demografischer Faktoren und der Arbeitsmarktsituation bestehen. Ostdeutsche haben besonders verzerrte Erwartungen Besonders ausgeprägt sind die verzerrten Arbeitsmarkterwartungen in Ostdeutschland. Hier überschätzen die Arbeitnehmer das Risiko des Jobverlusts um rund 7 Prozentpunkte stärker als im Westen. Noch größer ist der Unterschied bei den Arbeitslosen. Die ostdeutschen Arbeitslosen sind beim Thema Jobchancen sogar um 11 Prozentpunkte weniger optimistisch als im Westen. Sie unterschätzen ihre Chance also stärker. Diese Unterschiede bleiben auch unter statistischer Kontrolle demografischer Faktoren und der Arbeitsmarktsituation bestehen. Je pessimistischer, desto niedriger die Löhne Die Studie zeigt, dass die Erwartungen der Menschen am deutschen Arbeitsmarkt systematisch verzerrt sind. Arbeitnehmer unterschätzen im Durchschnitt ihre Chance, den Job zu behalten, um etwa 6 Prozentpunkte. Sie sind also im Hinblick auf den Arbeitsplatzverlust deutlich pessimistischer als die Fakten es rechtfertigen. Umgekehrt sind Arbeitslose im Hinblick auf ihre Jobchancen optimistisch und überschätzen ihre Chance auf eine Stelle innerhalb von zwei Jahren um circa 8 Prozentpunkte. Diese Verzerrungen in beide Richtungen sind statistisch signifikant und zeigen sich robust in verschiedenen Teilgruppen der Erwerbsbevölkerung. Sowohl unter Arbeitnehmern als auch Arbeitslosen gibt es Optimisten und Pessimisten, allerdings überwiegen im Durchschnitt Pessimismus auf Seiten der Beschäftigten und Optimismus auf Seiten der Arbeitslosen. Bis zu 5 Prozentpunkte des Lohngefälles sind erklärbar Auf Basis dieser Zusammenhänge untersuchen die Forscher dann, wie groß der Einfluss der verzerrten Erwartungen auf die Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland ist. Ihre Schätzungen legen nahe, dass diese 3 bis 5 Prozentpunkte des Lohnunterschieds erklären kann. Wenn die Arbeitsmarkterwartungen in Ostdeutschland genauso verzerrt wären wie im Westen, würde die Lücke also spürbar kleiner ausfallen. Der höhere Pessimismus im Osten drückt die dortigen Löhne messbar. Suchmodell liefert theoretische Erklärung Die empirischen Zusammenhänge interpretieren die Autoren anhand eines theoretischen Modells der Arbeitsplatzsuche. Pessimistische Arbeitnehmer bewerten einen sicheren Job und die vermiedenen Suchkosten geringer, weil sie das Risiko des Verlusts überschätzen. Daher bekommen sie in Lohnverhandlungen weniger heraus. Optimistische Arbeitslose überschätzen umgekehrt die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und können so höhere Löhne und Reservationslöhne durchsetzen. Das Modell erklärt die gefundenen Effekte auf Löhne und Arbeitslosigkeit schlüssig. Fazit: Psychologie hat großen Einfluss auf Löhne Die ifo-Studie führt eindrucksvoll vor Augen, welch großen Einfluss die subjektiven Einschätzungen und Erwartungen der Menschen auf ihr Verhalten am Arbeitsmarkt und damit auf die resultierenden Löhne haben. Der Pessimismus in Ostdeutschland wirkt unmittelbar lohndrückend und erschwert die Angleichung der Löhne zwischen Ost und West. Die Psychologie der Arbeitsmarktteilnehmer verdient im wirtschaftspolitischen Diskurs daher mehr Beachtung. Gezielte Informationskampagnen könnten helfen, unrealistischen Erwartungen entgegenzuwirken. Literatur:  Almut Balleer/ Georg Duernecker/  Susanne Forstner/ Johannes Goensch (2023): Wie verzerrte Arbeitsmarkterwartungen die Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland beeinflussen. ifo Dresden. Wie verzerrte Arbeitsmarkterwartungen die Lohnlücke zwischen Ost­ und Westdeutschland beeinflussen, (ifo.de)